Folge 1 - Abstieg in den Keller
Der Autor Claus Günther, Jahrgang 1931, erzählt in seinem Doku-Roman „Heile, heile Hitler“ die Kindheit von Peter Littich in Hamburg-Harburg während des Nationalsozialismus. Schnell ist klar: Peter Littich ist Claus Günther selbst. In dieser ersten Folge beschließt der erwachsene Peter seine Erinnerungen zu ordnen. Er steigt in den Keller hinab und landet in der Wohnung seiner Kindheit bei streitenden Eltern und tuschelnden Nachbar:innen. Ein Sozialdemokrat ist plötzlich verschwunden.

Folge 2 - Die Eltern
Peter Littich blickt zurück auf die Jugend seiner Eltern. Sein Vater Helmut wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, dient Ende des Ersten Weltkriegs in der Reichswehr, findet seine geistige Heimat in der nationalistischen Ideologie, tritt in die SA und in die NSDAP ein. Peters Mutter Helene stammt aus bürgerlichem Elternhaus, nach dem Ersten Weltkrieg ist sie berufstätig und mit einem Jugendfreund verlobt. Doch als der schöne Helmut sie schwängert, heiratet sie ihn und gibt ihren Beruf auf. Helmut ist oft betrunken, regiert mit harter Hand. Als Peter fünf Jahre alt ist, rebelliert er.
Folge 3 - Vatis harte Hand
Peter leidet unter den Spannungen zu Hause. Er ist im Dauerstress, kaut an den Fingernägeln, hat Ängste, wird krank. Die Schwestern im katholischen Krankenhaus sind streng und brutal. Peter ist zusehends verunsichert, ihm passieren Missgeschicke, sein Vater reagiert mit Härte und Abwertung. Angst und Scham steigern sich. Hilft Muttis Umarmung?
Folge 4 - Brandreden und Misstrauen
1936: Der Führer hält Brandreden im Radio, die Nachbarschaft spendet für nationalsozialistische Organisationen. Wer nichts gibt, den hat der Blockwart auf dem Kieker. In diesem Klima des Misstrauens sieht Peter zum ersten Mal schwarze Menschen, die zur Olympiade nach Berlin unterwegs sind. Seine Eltern sprechen von Wilden. Peter ist froh, Deutscher zu sein und stößt auf ein Familiengeheimnis.
Folge 5 - Kaputte Scheiben und Nazi-Propaganda
1938: Nazideutschland annektiert Österreich, Peter wird eingeschult. Lehrer Deckert züchtigt mit dem Rohrstock, die Schulbücher transportieren Nazi-Propaganda. Lesen wird zu Peters Lieblingsbeschäftigung. Am Abend des 10. November beobachtet er einen großen Brand und sieht seinen Vater an der Spitze eines SA Trupps marschieren. Am nächsten Tag entdeckt er eingeschlagene Schaufensterscheiben und hört zum ersten Mal das Wort KZ.
Folge 6 - Judenhass und Führerkult
Januar 1939: Adolf Hitler spricht im Radio von Krieg und von der „Vernichtung der jüdischen Rasse“. Die Nation ist besoffen vor Jubel. Peter hat das Gefühl, er ist der einzige Mensch, dem das Angst macht. Dennoch ist der Führer seiner Eltern auch sein Idol. Am 5. Mai ist er dabei, als Hitler im Hamburger Hafen das Kreuzfahrtschiff Wilhelm Gustloff tauft, für den Jungen und tausende Besucher:innen eine Sensation. Als Sohn eines SA-Mannes sitzt Peter in der ersten Reihe.
Folge 7 - Nachbar:innen verschwinden
Schulrektor Sänger poltert in der Klasse. Er demütigt Mitschüler Emil, weist ihn von der Schule. Fortan bleibt Emil verschwunden. Auch Nachbar:innen in Peters Straße werden abgeholt. Als SA-Mann mischt Peters Vater mit. Die Volksgasmaske wird eingeführt, Heinrich Himmler entzieht allen jüdischen Mitbürger:innen den Führerschein. Parallel steigt die Hitler-Verehrung, angefeuert durch die Nazi-Propaganda. Noch heute höre er viele sagen, es sei nicht alles schlecht gewesen unter Hitler, kritisiert der erwachsene Peter Littich.
Folge 8 - Jubel, Angst und Aggression
Hitler bereitet den Krieg vor, jüdische Mitbürger:innen dürfen nach 20 Uhr nicht mehr auf die Straße und müssen ihre Radios abgeben. Zu irritieren scheint das niemanden in der Nachbarschaft. Zu Hitlers 50. Geburtstag ist die Harburger Innenstadt übersät von Hakenkreuzfahnen. Doch unter der Oberfläche des volksgemeinschaftlichen Miteinanders steigen Misstrauen, Angst und Aggression. Als die Deutschen Polen überfallen und Hitler von Vergeltung, Bomben und Giftgas spricht, überspielt Peter seine Panik. Er taucht ab in die Welt der Bücher und liest alles was ihm vor die Augen kommt.
Folge 9 - Bomben
Es ist Krieg. Alles wird knapp. Schnürsenkel sind aus Papier, Grundnahrungsmittel gibt es nur noch auf Lebensmittelkarten. Während Familie Littich und ihre Nachbar:innen die Bombenangriffe im Luftschutzkeller verbringen, zeigen die Wochenschauen im Kino fröhlich singende deutsche Soldaten, die von Sieg zu Sieg marschieren. Peter verliert einen Schulkameraden. Ein behindertes Mädchen wird umgebracht und die Nachbar:innen finden das gut so. Eine Bombe zerstört das Wohnhaus der Littichs. Peters Mutter Helene will Dokumente retten und stürmt in die brennende Wohnung.
Folge 10 - Das große Schweigen
Vom hannoverschen Bahnhof aus rollen Züge, Tag und Nacht. Immer mehr Nachbar:innen verschwinden. 1940 räumen Polizei, SA und SS das sogenannte Zigeunerlager in Harburg. Die Menschen werden erniedrigt, deportiert, gefoltert, ermordet. Warum spricht niemand darüber, fragt Peter sich. Vati wird als Staatsangestellter nach Polen versetzt. Sein Einsatzort ist 20 km von Auschwitz entfernt. Auf Befehl seines Chefs stellt er Grenzübertrittsscheine für jüdische Mitbürger:innen aus. Das verhilft einigen zur Flucht und Vati nach Kriegsende zum Persilschein.
Folge 11 - Gelber Stern und Heldenfilm
Peter ist der Beste seiner Klasse, deshalb darf er auf einen Auswahllehrgang für die Napola. Dort erwarten ihn Sport, Drill und Brutalität. Er passt sich an und lernt zu manipulieren. Zurück in Hamburg besucht er mit Mutter und Großmutter den Tierpark Hagenbeck. Dann plötzlich Alarm zum ersten Mal mitten am Tag. Im Kino sieht Peter Heldenfilme und Komödien. Toll findet er die Wochenschau mit Stukas und Siegesmeldungen. Die Juden müssen einen gelben Stern an der Kleidung tragen. Als Nachbar Schloss seinen Stern verdeckt, tut Peter etwas, für das er sich sein Leben lang schämen wird. Familie Schloss wird abgeholt. Peter fühlt sich schlecht.
Folge 12 - Peter wird Pimpf
Sich anpassen und keine Fehler machen, das gilt für die Schule ebenso wie in Peters Familie. Pflichtbewusstsein und Opferbereitschaft gelten als größte Tugenden. Peter wird Pimpf, stolz präsentiert er sich in Uniform und lernt den Hitler-Lebenslauf auswendig. Hart soll Peter werden, gegen sich selbst und gegen andere. Er wird gedrillt, marschiert und singt „die Fahne ist mehr als der Tod, Deutschland heiliges Wort, dem Adolf Hitler halten wir die Treue". Manchmal ist ihm mulmig, doch das behält er für sich
Folge 13 - Eicheln sammeln für den Führer
Hitler spricht von Endlösung, Vati wird Soldat und Peter kommt auf die Oberschule. Vati trägt das Parteiabzeichen der NSDAP. Onkel Max trägt zusätzlich das Eiserne Kreuz für angeblich besondere Dienste, die Peter überhaupt nicht besonders findet. Peter sammelt für den Führer Eicheln und Kastanien, Altmetall, Geld für das Winterhilfswerk und sogar alte Knochen. Dann soll er in die Scharnhorstkaserne, Zeitungen austragen. Es ist stockdunkel, Peter verliert die Orientierung.
Folge 14 - Peter zweifelt am Endsieg
1943: Peter nabelt sich ab. Er kritisiert seine Eltern, ebenso Hitler und dessen Propaganda. „Ficken fördert die Volksgemeinschaft“, schreibt er. Sein Freund Werner und er entwickeln eine Geheimsprache und rauchen Vatis Zigaretten. Während Goebbels den totalen Krieg proklamiert, wächst bei Peter der Zweifel am Endsieg. Die Alliierten bombardieren Hamburg. Peter beobachtet die Operation Gomorrha von Harburg aus. 34.000 Menschen sterben, Hitler verschwindet aus den Wochenschauen und Peter macht einen Menschen glücklich.
Folge 15 - Kinderlandverschickung
1944: Peters Schule wird geschlossen. Die Jungs fahren in die Kinderlandverschickung. Die Mütter weinen, die Schüler singen Hitlerjugend-Lieder. Der Zug fährt sie ins tschechische Mährisch-Weißkirchen. Die Gruppe quartiert sich in einer ehemaligen Schule ein, jetzt Lager genannt. 15 Jungen auf einer Stube. Militärischer Drill bestimmt den Tag. Hunger ist der ständige Begleiter. Ein Stubenkamerad rebelliert, an ihm lassen die anderen ihren Frust ab. Zuhause in Harburg sterben Mütter und Geschwister, im Lager gilt die Devise „Schwamm drüber“.
Folge 16 - Friedhelm
Wer nicht spurt, bezieht Prügel. So läuft es im Lager der Kinderlandverschickung. Peters Stubenkamerad Friedhelm wird von der Gruppe gequält, auch Lehrer kriegen ihr Fett weg. Das Essen schmeckt, doch die Portionen sind schmal. Die Jungs versuchen mehr zu organisieren, aus Mundraub wird Diebstahl. Als Besatzerkinder fühlen sie sich den Einheimischen gegenüber im Recht. Peter lässt Vitamin-C Tabletten mitgehen, mit durchschlagenden Folgen. Plötzlich tauchen Parteibonzen im Lager auf, die Fliegeralarme häufen sich.
Folge 17 - Das Telegramm und die Scham
Im Kino sieht Peter ein Massengrab und echte Leichen. Er bekommt gebrauchte Schuhe geschenkt. Trägt er die Schuhe eines toten Jungen? Ihm wird mulmig, doch er verdrängt den Gedanken. Es ist Sommer, die Jungs gehen heimlich baden, der Regelverstoß wird geahndet. Peter begreift, dass auch die Lehrer Angst haben. Er erhält ein Telegramm: Die Familienwohnung in Harburg wurde ausgebombt. Den Jungen erfasst das Gefühl grenzenloser Verlassenheit.
Folge 18 - Weihnachtsmärchen und Donnergrollen
Heiligabend 1944: Peter spielt vor begeistertem Publikum die Hauptrolle im „Tapferen Schneiderlein“. Nachts hört er Donnergrollen, die Sowjets rücken näher. Am nächsten Tag verlassen die Jungs und ihre Lehrer das Lager. Nach langer Zugfahrt beziehen sie eine ehemalige Mädchenschule im tschechischen Jerman. Wo sind die Mädchen? Egal! Nachts im Schlafsaal erzählt Peter seinen Kameraden erotische Geschichten, er sieht zum ersten Mal nackte Frauen und hört heimlich Jazz. Auf einer Wanderung verläuft sich Peter. Ihn packt das bekannte Gefühl absoluten Verlassenseins.
März 1945: Endlose Flüchtlingstrecks passieren das Lager, Peter sieht gebrochene Menschen und verwundete Soldaten. Schule interessiert ihn nicht mehr, seine Leistungen lassen nach. Die Front schiebt sich vor, wieder packen Schüler und Lehrer ihre Koffer. Der Zug ruckelt ins Ungewisse, Bomben fallen. Im bayerischen Kloster Windberg kommt die Gruppe unter. Nebenan, im Gasthaus Deschl serviert die Wirtin alles, was sie auftreiben kann. Die Jungs nennen sie „Mutter Deschl“. Peters leibliche Mutter will ihren Sohn in Bayern abholen. Doch sie kommt nicht an.
Lagerleiter Teddy schlägt neue Töne an. Statt Marschliedern singen die Jungs nun „der Mond ist aufgegangen“. Doch Peter kriegt auch Teddys dunkle Seite zu spüren. Das Vertrauen zu Mutter Deschl hingegen ist ungebrochen. Als Peter für sie Milch holt, beschießt ihn ein Tiefflieger. Die Amis kommen, das Kloster ergibt sich. Hitler stirbt – Schwamm drüber. Am 8. Mai kapituliert Nazi-Deutschland, plötzlich darf Peter den Arm nicht mehr zum Hitlergruß heben. Er ist verwirrt, hat Hunger und geht betteln.
Folge 21 - Peter versteht die Welt nicht mehr
Sommer 1945: Peter versteht die Welt nicht mehr. Die HJ-Führer sind abgesetzt, Schulbücher werden verboten, Flaggen und andere Nazi-Symbole auch. Alles, was Peter und den anderen Jungs hoch und heilig war, gilt nun als Seelengift. In einem klapprigen Bus juckeln sie gen Harburg, Ruinen säumen ihren Weg. Peter wohnt nun bei seiner Großmutter in Wilstorf. Eines Tages wankt ein abgerissener Soldat die Straße entlang – Peters Vater kommt nach Hause, abgemagert und gebrochen.
Folge 22 - Hunger, Kälte und eine bittere Erkenntnis
Winter 1946/47: Die Temperaturen sinken auf minus 20 Grad. Familie Littich friert und hungert. Mutti kocht mit Wasser und Aromen. Sie hamstert, bettelt und geht auf den Schwarzmarkt in St. Pauli. Peter sammelt Zigarettenstummel, klaut Kohle, organisiert Zucker und bekommt es mit der Polizei zu tun. Er begegnet ehemaligen KZ-Häftlingen, der Dokumentarfilm „die Todesmühlen“ verschlägt ihm den Atem. Peter begreift, dass die deportierten Menschen aus der Nachbarschaft ermordet wurden. Er schämt sich, Deutscher zu sein, befragt seine Eltern und erntet Schweigen. Sein Ringen um die eigene Identität beginnt.